Gläser
Die Gläser einer Korrektionsbrille sind Linsen unterschiedlichen Materials, die eine optische (refraktive) Wirkung zur Korrektur von Brechungsfehlern besitzen. Optische Eigenschaften Mineralisches Glas, aus dem handelsübliche Brillengläser oft gefertigt werden, besitzt unterschiedliche Lichtbrechungen, die in der sogenannten Brechzahl oder dem Brechungsindex ausgedrückt werden. Für gängige Brillengläser gibt es fünf verschiedene Brechungsindizes. Ähnlich verhält es sich mit den Kunststoffen, aus denen in Deutschland etwa vier von fünf verkauften Brillengläsern gefertigt werden . Der Brechwert (sogenannte „Stärke“) eines Brillenglases wird in der Einheit Dioptrie (dpt) angegeben.
Man unterscheidet Gläser hinsichtlich ihrer Form (Flächengeometrie) nach sphärischen, asphärischen, biasphärischen und torischen Gläsern. Zudem gibt es sogenannte vorder- und rückflächenprogressive Freiformen für Einstärken- und Gleitsichtgläser. Diese Begriffe beschreiben die optisch wirksame Gestaltung der beiden Glasoberflächen durch die das Licht ins Auge fällt, also den Verlauf ihrer Wölbungen.
Zur Korrektur einer Weitsichtigkeit werden sphärische positive Gläser (Plusgläser) verwendet. Da bei diesem Brechungsfehler der Brennpunkt hinter der Netzhaut liegt, besitzen sie eine die Lichtstrahlen sammelnde Wirkung (Sammellinsen oder Konvexlinsen). Ihr Wert wird mit einem Plus (z. B. +0,75 dpt) als Vorzeichen versehen. Das betrachtete Objekt wird vergrößert. Bewegt man Pluslinsen horizontal oder vertikal vor den Augen hin und her, so erkennt man, dass sich das durch das Glas betrachtete Objekt entgegengesetzt zur Bewegungsrichtung verschiebt (gegenläufig). Unterschiedliche Linsentypen
Minusgläser sind negative sphärische Gläser, die eine streuende Wirkung haben (Streulinsen oder Konkavlinsen) und das betrachtete Objekt verkleinern. Sie korrigieren eine Kurzsichtigkeit, bei der der Brennpunkt vor der Netzhaut liegt. Ihr Wert erhält als Vorzeichen ein Minus (z. B. −1,25 dpt). Im Gegensatz zu Plusgläsern verschieben sich durch eine Minuslinse betrachtete Objekte in die gleiche Richtung, in der ein Glas vor den Augen hin und her bewegt wird (mitläufig). Mit Zylindergläsern wird ein Astigmatismus (Stabsichtigkeit, Hornhautverkrümmung) korrigiert. Hierbei handelt es sich um ein torisches Glas, welches seine optische Wirkung lediglich in einer Achse (Hauptschnitt) des Glases hat und folglich keinen Brennpunkt, sondern eine Brennlinie besitzt.[31] Da die Korrektur aus einer Kombination von sphärischem und torischem Glas besteht, nennt man diese auch sphäro-torisches Brillenglas. Es besitzt zwei senkrecht zueinander liegende Hauptschnitte, wobei das arithmetische Mittel deren Refraktion als sphärisches Äquivalent bezeichnet wird.[27] Diese Kombination gestattet es zudem, den Wert eines Zylinders mit Hilfe einer Umrechnungsformel sowohl positiv als auch negativ darzustellen. Hierbei ändert sich an der refraktiven Wirkung jedoch nichts. Folgende Brillenwerte haben beispielsweise eine identische Wirkung: +1,00 −0,50/0° und +0,50 +0,50/90°. Die Lesart für diese beiden Werte lautet:
+1,0 Sphäre kombiniert mit −0,5 Zylinder in Achse 0 Grad bzw. +0,5 Sphäre kombiniert mit +0,5 Zylinder in Achse 90 Grad.
Während in der optometrischen Terminologie der Augenoptiker bevorzugt die Notation mit Pluszylindern erfolgt und auch die Rechnungen an den Kunden entsprechend formuliert werden, verwenden die Augenärzte meist die Schreibweise mit Minuszylindern – auch in den Brillenrezepten, was beim Patienten beziehungsweise Kunden regelmäßig zu entsprechender Verunsicherung hinsichtlich ihrer tatsächlichen Brillenstärke führt und immer wieder Erklärungsbedarf verursacht.
Einstärkengläser
Brillenkorrekturen, deren Gläser lediglich einen Brennpunkt aufweisen und dementsprechend nur für einen bestimmten Entfernungsbereich eingesetzt werden, nennt man zusammenfassend Einstärkenbrille.
Hierzu gehören beispielsweise die so genannte Fernbrille für eine gute Sicht in maximaler Entfernung sowie die Lesebrille für nahe Distanzen (bis in der Regel etwa 40 Zentimeter). Aber auch für alle Zwischendistanzen können Korrekturen angefertigt werden, zum Beispiel für die Bildschirmtätigkeit in etwa 60 Zentimetern Entfernung.
Einstärkenbrillen bieten sich an, wenn über einen gewissen Zeitraum hinweg und innerhalb einer etwa gleichbleibenden Entfernung eine Sehhilfe notwendig ist. Vorteilhaft dabei ist, dass die Brillengläser leichter sind und über ihre gesamte Größe ein klares Bild ermöglichen.
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Von Nachteil kann dagegen sein, dass man für unterschiedliche Entfernungen unter Umständen jedes mal die Brille wechseln muss.
Mehrstärkengläser
Bifokalbrille - Gleitsichtbrille
Korrektionsbrillen, deren Gläser mehr als einen Brennpunkt besitzen, werden zusammenfassend Mehrstärken- oder Multifokalbrillen genannt. Zu ihnen zählen die Bifokalbrille als Sehhilfe für zwei feste Entfernungsbereiche (in der Regel Ferne und Nähe) und die Gleitsichtbrille zur übergangslosen Korrektur für alle Bereiche zwischen Ferne und Nähe. Für besondere Einsatzbereiche gibt es spezielle Trifokalbrillen mit optischen Wirkungen für drei unterschiedliche Entfernungen.
Mehrstärkenbrillen bieten sich an, wenn neben einem Brechungsfehler auch eine Alterssichtigkeit (Presbyopie) korrigiert werden soll, sowie bei Tätigkeiten, die verschiedene Entfernung betreffen und für die jeweils ein unterschiedlicher Korrekturwert notwendig ist. Der Vorteil liegt darin, dass man beim Wechsel zwischen den einzelnen Distanzen nicht jedes mal die Brille tauschen muss. Nachteilig kann sich auswirken, dass für die gewünschte optische Wirkung nur ein Teil des Brillenglases zur Verfügung steht. Zudem kann es bei Brillengläsern mit einer optischen Wirkung für den Nahbereich in der unteren Hälfte des Glases dazu kommen, dass bei Blicksenkung entferntere Dinge am Boden etc. verschwimmen (Treppensteigen).
Materialien und Beschaffenheit
Die Größe der Brillengläser wird in erster Linie durch die Brillenfassung vorgegeben. Durchmesser von etwa 23 bis 35 Millimetern sind bei Kindern ausreichend;[23] bei Erwachsenen können sie auch deutlich größer ausfallen, insbesondere bei Mehrstärkengläsern. Je kleiner die Brillengläser sind, desto geringer fällt ihr Gewicht aus, und die gesamte Brille wird leichter. Werden zur Fertigung von Plusgläsern größere Rohlinge verwendet als erforderlich ist, steigt die Dicke und das Gewicht der späteren Brillengläser unnötigerweise. Bei allen Gläsern haben zudem Glasstärke, Material und Flächengeometrie Einfluss auf das Gewicht.
Die moderne augenoptische Industrie stellt Brillengläser in der Regel aus Mineralglas oder Kunststoff her. Vom Augenoptiker werden die Gläser unter Zuhilfenahme von Brillenglasrandschleifautomaten mit CNC Frästechnik gerandet und in die Brillenfassungen unter Berücksichtigung individueller Zentrieranforderungen aufgrund verschiedener Augenabstände u. ä. eingesetzt (DIN EN ISO 21987[28]). Standardisierte Musterschablonen zur Anfertigung der Korrektionsgläser, wie sie früher Verwendung fanden, kommen kaum noch zum Einsatz. Nicht entspiegeltes und entspiegeltes Brillenglas
Neben Mineralglas-Standardausführungen von Brillengläsern gibt es verschiedene Kunststoffe und weitere zusätzliche Eigenschaften, die bei Bedarf Anwendung finden können:
Kunststoffgläser (CR-39)[33] sind leichter als herkömmliche Mineralgläser, reduzieren das Gewicht einer Brille somit deutlich, und sind dabei vergleichsweise dicker. Kunststoff hat den Vorteil der Bruchsicherheit, verkratzt jedoch schneller als Glas. Abhilfe schaffen spezielle Lackhärtungen, die von den Krankenkassen jedoch nicht bezahlt werden.
Hochbrechende Gläser aus mineralischem Material sind bei gleicher Stärke dünner, aber nicht leichter als normale Standardgläser und erzielen bei höhergradigen Fehlsichtigkeiten einen kosmetisch positiveren Effekt beim seitlichen Blick auf die Brille. Aus medizinischer Sicht bieten sie jedoch keine Vorteile. Zudem ist durch einen entsprechenden Bleianteil das Material spröder und weniger bruchsicher. Diese Gläser erreichen Brechungsindices bis 1,9.
Hochbrechende Gläser aus organischem Material (Kunststoff) erreichen Brechungsindices bis 1,74[34].
Polycarbonat ist ein besonders leichter, hochbrechender Kunststoff, der dünn verarbeitet werden kann und dabei extrem bruchsicher ist, weshalb er sich besonders für die Brillenglasfertigung bei Kinder- und Sportbrillen eignet. Als Nachteil wird genannt, dass das Material keine genügende Verzerrungsfreiheit bietet und deshalb die Sehschärfe beeinträchtigen kann.[35]
Tönungen reduzieren den Lichteinfall und können dadurch die Sehschärfe verschlechtern. Deshalb sind sie nur in bestimmten Situationen vermehrter Lichteinstrahlung oder bei erhöhter Blendungsempfindlichkeit sinnvoll. Man kann sie mit einer speziellen Eigenschaft ausstatten, so dass sie ihren Tönungsgrad automatisch in Abhängigkeit von den aktuellen Lichtverhältnissen ändern (phototrop). Wegen der langsamen Reaktionszeit sind sie deshalb beim Autofahren nur bedingt geeignet (siehe auch: Sonnenbrille).
Entspiegelungen verringern störende Lichtreflexe auf dem Brillenglas durch eine so genannte Antireflexbeschichtung und sorgen für ein angenehmeres Sehen ohne störende Spiegelbilder, insbesondere unter künstlichen Beleuchtungsverhältnissen. Für Kinderbrillen ist eine einfache Entspiegelung ausreichend. Je nach Bedarfslage können zwei weitere Entspiegelungsgrade genutzt werden, die so genannte Multi- und Superentspiegelung. Sie werden in Kombination mit Mineral- und Kunststoffgläsern verwendet. Die Zusatzkosten hierfür müssen selbst getragen werden.
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